Mittwoch, 19. April 2017
STO05
dersaezzer,
19:23h
Wahrheit und Lüge
Die schöne postmoderne Beliebigkeit hat den Härtetest nicht bestanden
Karl-Heinz Ott auf nzz.ch
»Die Postmoderne mit ihrer Auflösung des Wahrheitsbegriffs hat dem neuen Chef im Weissen Haus den Boden bereitet. Nun reagieren die einstigen Apologeten der Beliebigkeit empört und wollen die schöne alte Wahrheit zurück.[…]
Unsere postmodernen Gedankenspiele sollten befreiend wirken und niemandem in die Hände spielen, der in eine andere Richtung marschiert. Sie sollten biologische Mythen entsorgen, die behaupten, dass die Natur Frau und Mann eindeutige Rollen zuweist. Sie sollten alle Arten vermeintlicher Wahrheiten zertrümmern, hinter denen sich hierarchische Weltbilder verbergen. Sie sollten aus unseren Gehirnen den letzten Rest von reaktionären Ansichten hinauspusten, die dort noch herumspuken.
So war das gedacht. So und nicht anders. Doch auf einmal schlägt man uns mit den eigenen Waffen. Jetzt stehen wir da und können nur stammeln: So war das nicht gemeint! Fragt sich nur, ob man es sich damit nicht zu leichtmacht. Insgeheim haben wir vermutlich nie wirklich geglaubt, dass Wahrheit nichts als ein soziales Konstrukt ist. Aber es hat uns gefallen, die andern damit in Rage zu bringen.«
Karl-Heinz Ott, Neue Zürcher Zeitung, 19.4.2017, nzz.ch
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damals,
Montag, 11. November 2019, 23:46
Dasselbe Spiel gabs um 1900 schon mal: als die literarische Moderne (und Nietzsche als ihr Kombattant in der Philosophie) den Biedersinn und obrigkeitshörigen Rationalismus des Historismus zerstörten, und das wurde dann umgehend von den Leuten der "konservativen Revolution" sowie Thoas Mann in den "Betrachtungen eines Unpolitischen" genutzt und endete also in Kriegsverherrlichung. Aber, auch das wissen wir, das war nicht das Ende der Entwicklung. Auch Trump und seine Fake news sind es nicht.
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